Das perfekte Rezept zu kreieren, ist doch viel schwieriger, als so manch einer denkt. Es kommt nicht nur auf die Hauptkomponenten an, sondern auch darauf, wie man diese harmonisch miteinander verbindet, sodass sich die Stärken des jeweils anderen noch besser entfalten und zur Geltung kommen. Man muss eine Balance schaffen und diese so bedienen, dass alle Geschmackssinne angesprochen werden. Kleine Nuancen machen den Unterschied. Was in fester Form nicht funktioniert, kann im flüssigen Zustand der optimale Begleiter sein.

Nasser Al-Khelaifi hat in seiner PSG-Küche schon so einige Zutaten ausprobiert, gewechselt und entfernt. Immer wenn er dachte, jetzt habe er das perfekte Rezept für den Champions-League-Titel gefunden, ist er und sein Team wieder gescheitert. Die Theorie sieht auf dem Papier eben anders aus, und eine Garantie gibt es dafür nicht. Im Sommer 2022 stockte der Fußballwelt kurz der Atem, als man auf das vergangene Transferfenster von Paris Saint-Germain blickte. Es reichte nicht, dass man Kylian Mbappé und Neymar in den eigenen Reihen hatte. Unter anderem wurden Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Achraf Hakimi und kein Geringerer als Lionel Messi verpflichtet. Lange Rede, kurzer Sinn: Auch das war kein Erfolgsrezept. Hierzu muss gesagt werden, dass ich die nationalen Erfolge nicht berücksichtige. Zu groß ist der Abstand in der eigenen Liga und der Grund für all die Investitionen ist sicherlich nicht, dass man jahrelang hintereinander die Meisterschaft in der Ligue 1 feiert. Das ist auch selbst nicht der Anspruch und Ansporn von Herrn Al-Khelaifi. Nur der Gewinn der Champions League zählt.

Doch wenn Nasser Al-Khelaifi eines ist, dann unermüdlich – und er macht die Geldschatulle eben noch ein Stück weiter auf. Oder doch nicht? Kam vielleicht nach Jahren des Misserfolgs ein Umdenken? Sind es vielleicht gar nicht die größten Stars der Welt zusammen in einer Mannschaft, die dir den Titel holen? Und sollte man vielleicht einem Trainer Vertrauen schenken, der einen anderen Ansatz verfolgt und diesen auch konsequent umsetzt? Luis Enrique scheint die Antwort auf all diese Fragen zu sein. Vorerst!

Blickte man auf das vergangene Transferfenster von Paris Saint-Germain, dachte man schnell, das Projekt sei beendet. Es wirkte wie eine Kapitulation. Die Stars wurden verkauft und abgegeben, und ein wenig verschwand der ganz große Glanz – diese globale Strahlkraft, die dem Verein immer so wichtig schien. Nur Luis Enrique lächelte weiter und war nicht einmal traurig über den ablösefreien Abgang von Superstar Mbappé. Er machte einen zuversichtlichen, ja sogar fast schon glücklichen Eindruck – und er sollte recht behalten. Der Spanier formte eine homogene Mannschaft, die Abgänge der Stars schafften Raum und gaben ihm die Freiheiten, seine spielerische Philosophie umzusetzen und die Mannschaft auf ein neues Level zu entwickeln.

Die Rolle des Zirkusdirektors wollte er nie annehmen und er war sichtlich genervt von den Wünschen nach Sonderbehandlung seiner Ex-Stars. Die Marschrichtung wurde angepasst, und wer nicht folgen will oder möchte, spielt nicht und schaut das Spiel von der Bank oder Tribüne aus. Diese Bereitschaft hat er schon von Anfang an signalisiert. Er scheute keine frühen Auswechslungen, egal welcher Name auf dem Trikot stand. Auch wenn er wohl wusste, wie laut das Echo nach solchen Aktionen schallt. Wenn sogar ein Ousmane Dembélé auf einmal mannschaftsdienlich spielt, dann sollte man sich Gedanken machen. Zudem ist der Franzose in bestechender Form, bester Scorer der Mannschaft und Anführer der Torjägerliste in der Ligue 1.

Luis Enrique hat einen klaren Plan, und von dem scheint er auch Nasser Al-Khelaifi überzeugt zu haben. Sicherlich ist es auch ganz nett, nicht aufs Geld achten zu müssen, und so wurde im Winter noch schnell der georgische Dribbelkünstler Khvicha Kvaratskhelia aus Neapel verpflichtet für angebliche 70 Millionen Euro. Der Unterschied ist nur: Luis Enrique scheint das Geld genau an den richtigen Stellen auszugeben, um sein Kollektiv zu stärken. Die Hauptkomponente ist die gesamte Mannschaft und kein einzelner Superstar. Die Nuancen werden verfeinert.

Man kann darüber streiten, ob das fair ist und ob solche Scheich-Millionen überhaupt etwas im Fußball zu suchen haben sollten. Es ist mehr als berechtigt, das zu verachten und zu verteufeln – aber Fakt ist: Es ist Teil der Realität. Ich bewerte hier nur die sportliche Lage.

Die Entwicklung unter Luis Enrique ist auf jeden Fall beachtlich, und ob sich die Chancen auf den lang ersehnten Erfolg vergrößern werden, wissen wir am Dienstag, den 29.04.2025, um ca. 23 Uhr. Denn dann empfangen die Gunners Paris Saint-Germain im Emirates Stadium – im Hinspiel des Halbfinals der UEFA Champions League.

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