Scouting-Tipps: So überzeugst du auf dem Platz
Dieser Beitrag richtet sich an unsere Nachwuchstalente.
Ich stoße immer häufiger auf irgendwelche Guides oder Videos, in denen Ratschläge erteilt werden, wie du als Jugendspieler besser gescoutet wirst.
Solche Beiträge sind immer mit Vorsicht zu genießen – klar, das Interesse ist stark vorhanden, und durch Social Media ist es sehr einfach, schnell viele Jugendliche zu erreichen und sich als Experte zu verkaufen.
Sicherlich sind da oftmals auch ein paar gute Vorschläge dabei, aber bei vielen muss ich einfach nur mit dem Kopf schütteln.
Du wirst nicht besser gescoutet, nur weil the next Pep Guardiola dir an der Seitenlinie sagt, dass du asymmetrisch abkippen oder auf der ballentfernten Seite in die Räume stoßen sollst. Natürlich gehört ein gewisses Spielverständnis dazu, und es macht sich schnell bemerkbar, ob du deine Position ausfüllst und dich ins System einfügst – aber das war’s dann auch schon. Du musst in dem Alter kein Taktikfuchs sein. Genau für solche Dinge ist später ein Trainer verantwortlich: Dir dieses Verständnis beizubringen und dich auf ein neues Level zu bringen. Daher solltest du dir deswegen auch nicht den Kopf zerbrechen, ob du bloß richtig läufst und die richtigen Pässe spielst.
Viel wichtiger ist, dass du an deinen persönlichen Stärken und Schwächen arbeitest. Eine saubere Technik fällt sofort auf – und damit meine ich nicht, ob du einen Okocha über deinen Gegenspieler machst oder im 1:1 einen Elastico probierst. Es sind die einfachen Basics, die dich sofort besser machen: Wie nimmst du den Ball an und mit? Legst du ihn dir so vor, dass du das Spiel offen vor dir hast und mit dem zweiten Kontakt direkt weiterspielen kannst? Haben deine Aktionen ein Ziel?
Oder auch: Wie setzt du deine Mitspieler in Szene und hilfst ihnen?
Offensiv fällst du auf, wenn du ein gutes 1-gegen-1-Spiel hast, schwer vom Ball zu trennen bist, wenn du deine Schnelligkeit auch mit Ball am Fuß nicht verlierst – und je weiter vorne du spielst, desto mehr sticht es heraus, wenn du Torgefahr ausstrahlst.
Und bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist es positiv, wenn du über Skills verfügst und diese dir helfen, an deinem Gegenspieler vorbeizukommen. Aber entscheidend ist, dass du sie effektiv einsetzt und dadurch keine unnötigen Ballverluste provozierst.
Und ich weiß – Defensivarbeit macht den meisten nicht wirklich Spaß, und die Wege sind oft extrem lang. Aber es fällt sofort auf, wenn du sie trotzdem gehst und dir dafür nicht zu schade bist. Du musst es nur clever machen: Zwei-, dreimal pro Halbzeit – und schon bleibst du im Gedächtnis.
Defense comes first
Defensiv achtet man zuerst auf deine Zweikampfführung: Hast du ein gutes Timing im Tackling? Bleibst du im Zweikampf oben, weil deine Positionierung schlau ist? Grätschen sehen zwar cool aus, sollten aber immer die letzte Option sein – und wenn, dann auch erfolgreich. Sonst lässt es dich einfach nur schlecht aussehen. Arbeite an deinem Kopfballspiel – dafür musst du auch kein Gardemaß von zwei Metern mitbringen. Auch hier zählen Timing und Sprungkraft – beides lässt sich gezielt trainieren.
Und was man nicht unterschätzen sollte: Wie ist deine Spieleröffnung?
Ein ganz entscheidender Punkt, der in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat. Es reicht heutzutage nicht mehr, „nur“ gut im Verteidigen zu sein. Die Spieleröffnung beginnt in der letzten Reihe – dort wird der Spielplan eingeleitet und ist teilweise davon abhängig , wie gut die Verteidiger den ersten Ball in die nächste Zone spielen und so die Spielfortsetzung ermöglichen.
Schau dir Mats Hummels an – oder Bastoni von Inter Mailand, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Und bevor du denkst, du sollst jetzt ständig den Lúcio oder Dani Alves machen:
Zuerst einmal kommt es auf die Defensive an – sie hat immer Priorität Nummer eins. Es kommt auf die Dosierung an. Durch gezieltes Einschalten in die Offensive fällst du dann umso mehr auf.
Das sind nur ein paar schnelle Tipps. Schreib mir gern, wenn du genauere Fragen hast. Und mach dich bitte nicht verrückt, wenn du noch kleiner oder schmächtiger bist. Dein Körper steckt mitten in der Entwicklung – körperlich zulegen kannst du immer. Dein spielerisches Potenzial zu fördern ist in deinem Alter deutlich wichtiger.
Last but not least: Hab einfach Spaß auf dem Platz. Klingt simpel, aber es stimmt.
Immer am Ball bleiben – bis bald!
