Klub-WM 2025: Show, Scheine und sportliche Spannung
Gerüchten zufolge hörte man in den vergangenen zwei Wochen ständig das Lied „Money, Money, Money“ von ABBA lautstark durch die Residenz von Gianni Infantino schallen. Der Präsident der FIFA zeigte sich zuletzt bestens gelaunt, denn sein neues Projekt startete endlich an diesem Wochenende: die Klub-WM 2025.
32 Teams aus sechs Kontinentalverbänden kämpfen um den Titel. Jede Vereinsführung der teilnehmenden Klubs fiebert plötzlich mit und drückt beide Daumen, dass ihr Team in die nächste Runde einzieht. Man stellt sich vor die Kameras und verkündet lautstark, Supporter dieses neuen Formats zu sein – und das Grinsen wird immer breiter, wenn man die möglichen Gewinnausschüttungen schon im Kopf durchrechnet. Da spielt es auch keine Rolle mehr, wenn man zuvor noch an die Verbände appelliert hat – wegen der Belastung der Spieler. Solange der eigene Profit stimmt, ist es einfach, Fan davon zu sein. Dem Sieger der Klub-WM winkt ein Preisgeld von über 100 Millionen Euro.
Aber bei allem Sarkasmus – ich kann’s verstehen. Don’t hate the player, hate the game!
Irgendwie müssen ja auch die immer weiter steigenden, teils utopischen Forderungen der Spieler und ihre Gehälter bezahlt werden können. Ich verstehe auch die Bedenken, die die nationalen Ligen vorbringen. Die Schere zwischen den Topklubs und dem Rest der Liga wird immer größer. Aber das wird sie so oder so – denn es ist ein Fass ohne Boden. Und trotz massiver, gerechtfertigter Kritik läuft die Maschinerie Fußball immer weiter und generiert Geld.
Die vielleicht einzige Lösung wäre die dauerhafte Abtrennung der Topklubs aus den nationalen Ligen und die Gründung der Super League. Ob das aber ein Vorteil für jede einzelne Liga wäre, wage ich zu bezweifeln. Es ist doch umso schöner, die Großen jedes Jahr aufs Neue ärgern zu können und ihnen hier und da mal ein Bein zu stellen. Auch davon lebt jede Liga: der Spott, die Häme, die überschwänglichen Gesänge auf der Tribüne nach einem Triumph. Das Streben nach dem Unmöglichen. Es ist ja nicht verboten, sich als Verein so gut zu entwickeln, dass man in diesem Kreis irgendwann ebenfalls etabliert ist.
Über den Austragungsort lässt sich wie immer streiten, aber auch diese Diskussion ist längst hinfällig – denn Grund Nummer 1 ist sowieso entscheidend: Money.
Die Ticketanfragen zur Klub-WM verlaufen schleppend, die FIFA musste mehrfach die Preise senken – und kann dennoch nicht damit rechnen, dass jedes Spiel ausverkauft sein wird. Ich bin der Meinung, dass solche Fußballfeste immer in fußballbegeisterte Nationen gehören. Denn egal, aus welchen Gründen so ein Ereignis stattfindet – es werden sich immer genug Menschen finden, die den Weg ins Stadion antreten. Das ist einfach die Macht des Fußballs und die Liebe zum Spiel, die an so vielen Orten weltweit geteilt wird. Da kann man sich auch die überteuerten Eröffnungsshows sparen und muss nicht krampfhaft versuchen, gute Stimmung zu verbreiten.
Europa vorne – zumindest auf dem Papier
Ich muss gestehen, dass ich die Idee der Klub-WM gar nicht schlecht und sogar überaus interessant finde. Freundschaftsspiele zwischen Mannschaften verschiedenster Kontinente sieht man meist nur in der Vorbereitung – und oft sind das müde Kicks auf Promo-Touren. Unter Wettkampfbedingungen hat das Ganze einen ganz anderen Vibe.
Es wird spannend zu sehen sein, wie unterschiedlichste Spielsysteme aufeinandertreffen, wie vermeintliche Underdogs über sich hinauswachsen, welche Teams einen Turnierflow entwickeln und von Spiel zu Spiel überraschen. Manche Teams überzeugen durch disziplinierte, fleißige Spielweise – andere sind bekannt dafür, schnell mal durchzudrehen und alles um sich herum zu treten, was die falschen Farben trägt. Sorry, Südamerika – ich liebe euer Feuer, aber davon könnt ihr euch nicht freisprechen. Dafür gibt es zu viele Beweise. Selbst der VAR käme hier zu einem einstimmigen Urteil.
Die große Frage ist natürlich: Welcher europäische Verein gewinnt die Klub-WM?
Schaut man sich nur die Kaderwerte und Einzelspieler an, liegt die Vermutung nahe – und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit so eintreffen. Doch das Schöne am Fußball ist, dass man so etwas nie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen kann. Immer wieder zeigt sich: Es kommt anders, als man denkt.
Thank you, DAZN
Und zum Glück hat DAZN sich nicht lumpen lassen und überträgt weltweit alle 63 Spiele der diesjährigen Klub-WM. Medienberichten zufolge zahlt DAZN hierfür knapp eine Milliarde Euro. Jetzt wird mir auch endlich klar, warum das Unlimited-Plus-Abo mittlerweile über 50 € kostet. Witzigerweise hat vor nicht allzu langer Zeit der Staatsfonds von Saudi-Arabien über ein Tochterunternehmen einen 10-prozentigen Einstieg bei DAZN verkündet. Und so ein Zufall aber auch, dass Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 von der FIFA erhalten hat. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Aber da sind wir wieder bei ABBA: Money, Money, Money – must be funny…
Und sollte euch die Klub-WM nicht interessieren oder nicht abholen – keine Sorge: Ihr müsst trotzdem nicht auf Fußball verzichten! Denn mit der U19-, U21- sowie der Frauen-EM ist für jeden Fußballverrückten etwas dabei. Was für ein Sommer!
Kühlt euch schön ab nach dem heißen Wochenende – bis nächste Woche!
